8. September 2024

„Vielleicht wird dem einen oder anderen nun klar, worum es geht.“

Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz

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Roter Backstein. Hunderte Schornsteine. Tausende Schuhe. Millionen Tote. Unendliche Grausamkeit. Vielleicht wird dem einen oder anderen nun klar, worum es geht.

Wir, Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs, hatten die Ehre, an der jährlichen Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz teilzunehmen.

Unsere Reise in die Geschichte begann am Montag. In den frühen Morgenstunden stiegen wir in den Bus, unser Ziel das Hotel Old Tree in Oświecim, besser bekannt als Auschwitz. Wir kamen am Nachmittag an und trafen uns für eine vorbereitende Runde, unser eigentliches Bildungsprogramm begann am Dienstag.

Der Dienstag wurde ein mental anstrengender Tag mit mehrstündigen Führungen durch das Stammlager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Bei der Besichtigung von Folterkellern und Gaskammer in „Auschwitz 1“ floss so manche Träne. Auch das schier unendlich große Gelände „Auschwitz-Birkenau“ beeindruckte uns sehr. Wir erfuhren vom Alltag und Aufbau des Lagers und hörten von grausamsten Methoden der Folter und des Mordes. Erschrocken, verstört, sprachlos, so gingen wir aus diesem langen, anstrengenden Tag.

Auch am Mittwoch war das Programm dicht. In den Morgenstunden besuchten wir einen Workshop und beschäftigten uns mit Archivarbeit, mit Einzelschicksalen in Auschwitz. Anschließend stand ein Besuch des jüdischen Kulturzentrums und der Synagoge in Auschwitz auf dem Programm. Wir erfuhren viel über Religion, Bräuche und Alltag des Judentums. Insbesondere näherten wir uns dem jüdischen Leben in Oświęcim mithilfe einer digitalen Stadtführung. Auch dieser Tag ging wie der vorhergehende mit einer Reflexionsrunde zu Ende.

Der Donnerstag begann mit einem Besuch in einem Museum über Fluchtversuche und Hilfe durch polnische Bewohner. Dieses Museum beeindruckte durch seine Modernität und Liebe zum Detail in Form von Zeitzeugenberichten. Anschließend ging es weiter mit einem Besuch in einem Franziskaner-Kloster. In diesem befand sich eine Ausstellung des polnischen Auschwitzüberlebenden und Kunstmalers Marian Kołodziej. Nach fast 50 Jahren Schweigen begann er seine Erfahrungen in detailreichen und in ihrer Entlarvung des Schreckens intensiven Bildern zu verarbeiten. Die Führung durch diese Ausstellung beeindruckte uns und verdeutlichte die Grausamkeit auf einem für uns neuen Niveau. So hörten wir Geschichten von sadistischen Aufsehern, welche Menschen mit Metallstangen erdrückten, von Foltermethoden durch Einsperren in Stehbunkern ohne Möglichkeiten sich hinzusetzen, mit zu wenig Luft, ohne Wasser, Essen, Schlaf, und von Arbeiten, welche zum Töten geschaffen wurden.

Der Tag klang mit unserer selbstgestalteten Gedenkfeier würdig aus. Wir sangen Lieder, lasen selbstverfasste und gefundene Texte und Gedichte, auch einen Kranz legten wir im Gedenken nieder, um unseren Respekt zu zeigen, welcher in diesen Tagen stetig wuchs.

Am Freitag, dem letzten Tag unserer Reise, wechselten wir den Ort und reisten nach Krakau. Dort erkundeten wir die wunderschöne historische Altstadt und das ehemalige jüdische Viertel. Ebenfalls in Krakau trafen wir die jüdische Zeitzeugin Monika Goldwasser, welche als Säugling durch die Shoah ihren jüdischen Eltern, welche sie nie wieder treffen sollte, entrissen wurde.

Nach einer Zeit mit eigenständigen Erkundungen in Krakau stiegen wir ein letztes Mal in unseren Bus, um dieses Mal Richtung Halle zu fahren.

Stellvertretend möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die uns diese Reise mit ihren schönen und traurigen Seiten ermöglichten. Danke an Shania, Richard, Felix, unsere Begleiter von „Arbeit und Leben“, an Frau Murorua, Herrn Jakobsche, Bruder Clemens, Frau Zierz und last but not least an unsere Busfahrerin Katja.

Wir danken für die Förderung durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und durch die Organisation Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt.

Eugen Oertel, Jahrgang 11