25. August 2024

Unser Segnungsgottesdienst

Ein Schulgottesdienst. In einer Kirche. Ein ganz besonderer war es …

Titelbild für Beitrag: Unser Segnungsgottesdienst

„Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim. 1, 7)

Ein Satz aus der Bibel. Nicht irgendeiner, sondern ein bewusst gewählter. Für unsere Schülerinnen und Schüler aus den fünf fünften Klassen des Schuljahres 2024/25. Beim alljährlichen „Segnungsgottesdienst“ in der Kirche Dreieinigkeit in der Lauchstädter Straße in Halle. 

„Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim. 1, 7)

Dass Mädchen und Jungen, die an einer für sie neuen Schule beginnen, ein Erlebnis in vielfacher Hinsicht sind, wissen nicht nur ihre Eltern, ihre Geschwister, jene, die sie unterrichten, sondern sie selbst auch. Worüber oder worauf freue ich mich im Elisabeth-Gymnasium? Was macht mir Mut? Worüber sorge ich mich, wovor habe ich Angst? Gerade bei Unsicherheiten und Unklarheiten ist es nicht so einfach, damit umgehen zu lernen.

„Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim. 1, 7)

Niemand kann alles. Keiner kann nichts. Jener Timotheus, an den der obenstehende Satz gerichtet ist, war einer der Schüler des Apostels Paulus. Der Überlieferung nach der erste Bischof der damals bedeutenden Stadt Ephesus in Kleinasien auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Auch er hat einmal angefangen. Wie unsere Lernenden kannte er Freud und Leid. Unsicherheiten und das, worauf er bauen und vertrauen konnte. Bei sich und bei anderen.

„Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim. 1, 7)

Ich brauche – trotz meines eigenen Unvermögens – nicht meinen Kopf in den Sand zu stecken. Weil ich so vieles noch nicht kenne oder es noch nicht kann. Weil mir manches an Fähigkeiten und Wissen fehlt. Niemand hat je ausgelernt. Tag für Tag darf ich offen sein für Neues, für Unbekanntes. Für all das, was mich fordert und herausfordert. Nicht nur am und im Elisabeth-Gymnasium. Manchmal kann ich mehr als ich meine, weil ich nicht ohnmächtig bin. Sondern die Kraft dazu habe. Hinzu kommt, dass ich manches liebe. Nicht nur oder vor allem Materielles. Sondern Menschen, die mir viel bedeuten. Ich ihnen auch. Liebe darf ich mir schenken lassen – zu anderen und zu mir selbst. Wenn ich lerne, mich so anzunehmen, wie ich bin. Bei all meinem Tun oder Lassen gilt: Lass dich nicht verrückt machen! Lieber einen Schritt, wohin auch immer, nach dem anderen als alles auf einmal.

 „Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim. 1, 7)

Einer der besonderen Momente dieses Gottesdienstes war der Segen. Die für jede Klasse individuell gestaltete Zusage: So, wie du bist, bist du wertvoll. Wichtig. Einzigartig. Du darfst mutig in deine Zukunft gehen. Du bist geborgen. Nicht nur in deiner Familie. Auch bei dem, der dich geschaffen hat, welchen Namen er oder sie auch immer trägt für dich. „Segnen“ vom lateinischen „benedicere“ ist mehr als nur Gutes zu sagen. Es meint Vertrauen, obwohl unsere Welt und meine Umgebung nicht immer gut ist. Perfekt schon gar nicht. Doch bin ich nicht hilflos und machtlos angesichts dessen, was mich manchmal sprachlos macht.

Denn sogar ich kann im übertragenen Sinn zum Segen für andere werden. Wenn ich sie unterstütze und ihnen helfe. Ihnen Mut mache. Sie so behandle, wie auch ich möchte, dass sie mit mir umgehen. Sogar, wenn ich nicht immer stark bin, kann ich das versuchen. In Liebe, die nicht fragt, was ich für mein „Gutsein“ bekomme. Freiwillig, nicht erzwungen. Weil ich selbst es möchte. Nicht, weil andere es von mir erwarten. Nicht im blinden Aktionismus, dass sich was tut. Sondern fantasievoll. Wohl überlegt. Nach und nach. Wenn der Moment gekommen ist und der Zeitpunkt dafür passt. Beim Segnungsgottesdienst für unsere neuen Fünfer aus dem Elisabeth-Gymnasium in der Kirche Dreieinigkeit. Und anderswo. Immer wieder. Denn an Segen kann ich nie genug haben. Für mich und für andere.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger