Foto: Sebastian Ramm
Die Drohung „Warte nur, bis dein Vater nach Hause kommt!“ hören heutige Kinder und Jugendliche zum Glück nicht mehr. Vor drei Generationen war sie für viele alltäglich, denn damit wurden Prügel angedroht – als Bestrafung für große oder auch kleine Missetaten. Die Möglichkeit, das eigene Verhalten überhaupt als falsch zu erkennen, es zu bereuen oder sich zu entschuldigen, war nicht vorgesehen. Nein, Kinder sollten sogar noch Dankbarkeit und Liebe bekunden, wenn der Vater sie mit der Peitsche oder dem Stock verprügelte und die Mutter das duldete. Von solchen grausamen und demütigenden Erfahrungen handelt der 1973 erstmals erschienene Jugendroman, aus dem Tilman Röhrig am Donnerstag, den 14. Juni 2024 in der Aula des ELG allen 112 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 7 vorlas. Die Veranstaltung wurde vom Friedrich-Boedecker-Kreis gefördert, so dass der 79-jährige Autor auf dem Weg von Köln zu einem Schriftstellerkongress in Wittenberg bei uns Station machte.
Zuerst beantwortete Tilman Röhrig Fragen aus dem Publikum. So erfuhr man, was er an einem Buch verdient (höchstens einen Euro, wenn es 10 Euro kostet) und dass er als einer von sehr wenigen Autoren vom Schreiben leben kann. Und dass er nicht nur beinahe 50 spannende historische Romane, sondern auch Fernsehserien und Skripte für Peter Lustigs „Löwenzahn“ verfasst hat. Lustig begann auch die Lesung. Dem gelernten Schauspieler merkte man gar nicht an, dass er vor-las. Doch die Spannung stieg bis zum bewegenden Ende, das einige gruselig fanden und dem alle atemlos zuhörten. Riesengroßer Applaus und von mancher Seite die Bemerkung „war cool“. – Deshalb möchten wir den Schriftsteller unbedingt nochmals ans ELG einladen, wenn er seinen aktuellen Roman über Erich Kästner fertig geschrieben hat!
Text: Gabriele Brülls
