Gesegnete, frohe Ostern! Für mich auch?
Zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört es, das gelbe Scharbockskraut. Als Frühblüher ist es zu finden, wenn anderswo noch nicht viel Grünes, Lebendiges zu sehen ist. Bei einem Spaziergang entdeckte ich es und freute mich darüber. Weil es mir deutlich macht, dass nach der kalten, ungemütlichen Jahreszeit mit einem Mal wieder Leben auf dem Waldboden sichtbar wird. Aus dem, was auf den ersten Blick leblos scheint, erwächst nach und nach Leben und erblüht. Ob sich dieses Frühlingsgeschehen mit dem Osterfest vergleichen lässt? Nach der Dunkelheit, der Ohnmacht und der Aussichtlosigkeit eines Karfreitags erweckt Gott seinen Sohn aus dem Tod wieder zum Leben. Das feiern Christen an jenem Fest.
Ihre Freude war kaum zu bremsen. Christi Gefährten konnten es nicht fassen: Jesus, der am Kreuz gestorben war, ist auferstanden von den Toten! Er lebt wieder!
Das Geheimnis dessen, was sich damals an jenem Ostermorgen ereignete, beschäftigt Menschen immer noch und immer wieder. Wie kann der, dem gewaltsam das Leben genommen und der in einem Felsengrab bestattet worden war, wieder lebendig sein? Ratlos sind sie, die Jünger Jesu. Sprachlos. Manchen Menschen heute geht es immer noch so. Sie können es nicht glauben.
In der Liturgie der Osternacht finden sich im „Exsultet“, jenem gesungenen Osterlob der Lichtfeier, diese Sätze: „Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. … Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.“ Diese Worte verdeutlichen, dass die Nacht des Todes nicht das Ende ist. Auch, wenn es anfangs so aussah. Der Glaube an das, was unser Begreifen übersteigt, lässt sich weder verordnen noch erzwingen. Und jetzt?
Mancher, für den auch in diesen Tagen das eine oder andere dunkel bleibt, weil echte Hoffnung fehlt, Verzweiflung sich breit macht und die Sorgen vor der Zukunft immer drückender werden, sehnt sich nach einem Ostern. Nach Momenten, in denen nicht Finsternis, Angst und Tod vorherrschend sind. Augenblicke, in denen manches wieder zum Blühen kommt und sich öffnet für das Licht, das die Dunkelheit vertreibt.
Skeptisch war auch einer der Gefährten Jesu: Thomas. Vielfach wird „ungläubig“ genannt. Als einer, der die Auferstehung Jesu in Frage stellt. Warum das so ist, berichtet uns der Evangelist Johannes in der Bibel bei Joh. 20, 24-29.
Als die anderen Apostel Thomas begeistert davon berichten, dass Jesus nach seinem Tod wieder lebe, meint jener lapidar: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Joh. 20, 25) Acht Tage später begegnet der Auferstandene erneut denen, die ihn jahrelang bis zu seinem Tod begleitet hatten. Anders als beim letzten Mal ist auch jener renitente Thomas dabei. Jesus stellt ihn nicht bloß vor seinen Gefährten. Er lacht ihn wegen seiner Zweifel nicht aus. Was tut er? Nachdem Jesus den Anwesenden den Frieden gewünscht hat, wendet er sich an Thomas und sagt zu ihm: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh. 20, 27). Thomas tut es. Anschließend kann er nicht mehr anders und antwortet: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh. 20, 28). Ob jene Worte Jesu, die sich daran anschließen nicht auch für die eine oder den anderen von uns hilfreich sein können? „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben!“
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger