Aller guten Dinge sind drei, sagen manche. Aufgefallen sind mir in den Winterferien diese drei Wolkenwirbel am strahlend blauen Himmel. Zu sehen waren sie im Norden Teneriffas auf der Hochebene in der Nähe des Vulkans Teide auf etwa 2200 m Höhe.
1977 hat Meat Loaf in seiner Ballade „Heaven can wait“ aus seinem Album “Bat Out of Hell” Folgendes besungen: „Heaven can wait. And all the gods come down here just to sing for me. And the melody is gone make me fly without pain without fear.” Ob es so ist, dass „die Götter wirklich herunterkommen, nur, um für mich zu singen und die Melodie mich fliegen lässt ohne Schmerz und ohne Angst“?
Manche sehnen sich heute bereits nach dem Himmel. Weil es ihnen immer schwerer fällt, zu tragen und auszuhalten, was sie sich so ganz anders gewünscht und erträumt haben. In einer Schule wie dem Elisabeth-Gymnasium ist das nicht anders. Das Verlangen nach einem Ort, an dem ich frei bin von all dem, was auf Erden auch mein Leben Tag für Tag erschwert, steckt in vielen Kindern und Jugendlichen, Männern und Frauen: Schmerzen und Angst sind nur zwei Beispiele von vielen. Sorgen vor dem, was noch passieren könnte, zählen ebenso dazu. Die Furcht davor, mit dem nicht klarzukommen, was ebenfalls zu meinem menschlichen Dasein gehört, lässt sich nicht wegschieben. Manch anderes mehr gesellt sich dazu, das ich jetzt noch nicht genannt habe. Von Mensch zu Mensch ist dies unterschiedlich. Verbindend ist, dass ich mir Orte wünsche, an denen es mir gut geht. Dass ich mich dort „wie im Himmel“ fühle.
Der Himmel hängt nicht immer voller Geigen. Auch am Elisabeth-Gymnasium ist nicht jeder Tag ein guter Tag. Für Lernende und für Lehrende. Für alle anderen auch. Denen kann ich nicht glauben, die mir das Blaue vom Himmel versprechen wollen. Weil sie mir etwas vormachen und vielfach nicht ehrlich und echt sind. Was mache ich, wenn ich den blauen Himmel nicht sehe? Wenn die Sonne nicht scheint? Wenn alles grau in grau ist, tief die Wolken hängen und meine augenblickliche Stimmung widerspiegeln? Wenn manches trüb, neblig und undurchsichtig erscheint?
Räumlich festlegen lässt sich der Himmel nicht. Vielfach wird er gesehen als Wohn- und Wirkstätte Gottes. Bedeutet das, dass dieser Ort unerreichbar ist? Dass ich weiterhin nur davon träumen kann? Dass wir uns damit abfinden müssen, wenn und dass manches hier in unserer Welt alles andere als himmlisch ist? „Wir erwarten der Verheißung (Gottes) nach einem neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt.“ Was im 2. Petrusbrief in der Bibel bei 2 Petr. 3,13 steht, ist für mich kein billiger Spruch. Sondern einer, der das Ruder herumreißen und neue Hoffnung geben kann. Etwas, worauf ich mich freuen darf. Gerechtigkeit muss keine Illusion bleiben. Weil ich darauf vertraue, dass der, der mich geschaffen hat, mich nicht enttäuscht. Er lässt mich nicht im Stich. Es geht auch nicht um eine billige Vertröstung auf das Jenseits. Stattdessen um eine Hoffnung, die mir niemand nehmen kann. Nicht einmal dann, wenn der Himmel alles andere als blau ist.
Den Himmel auf Erden gibt es nur bruchstückhaft. Ansatzweise. Blitzlichtartig. In Momenten, in denen ich mich voll und ganz wohlfühle. Weil andere mich mögen. Sie mich liebhaben und ich sie. Sie mich so nehmen, wie ich bin.
Im Urlaub erlebe ich Vieles anders als im Alltag und bin glücklich darüber. Manchmal fühle ich mich wie im Himmel. Doch brauche ich vor der Wirklichkeit nicht zu fliehen. Sie holt mich vielfach schneller ein, als mir lieb ist. Doch brauche ich mich nicht nur nach „himmlischen Momenten“ zu sehnen. Der Himmel ist mir zeitweise näher als ich meine. Nicht erst, wenn „die Götter wirklich herunterkommen, nur, um für mich zu singen und die Melodie mich fliegen lässt ohne Schmerz und Angst.“ Sondern früher. Vielleicht heute noch?
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger