9. Januar 2024

Herzlich willkommen in 2024

Ein leeres, unbeschriebenes Blatt. Könnte es für das neue Jahr stehen? Niemand von uns weiß, wie die kommenden Tage des Jahres 2024 aussehen werden. Sie geben Hoffnung auf schöne Zeiten einerseits. Zugleich bereiten sie Sorge vor dem, was sich ändert, wandelt und verändert. Was ich nicht beeinflussen kann oder nicht im Griff habe. Mir und denen, die die folgenden Zeilen lesen, geht es so. Denn ein Neuanfang hat es in sich …

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Der Erfurter Sänger, Rapper, Songschreiber und Produzent Thomas Hübner, besser bekannt als Clueso, hat im Text seines Liedes „Neuanfang“ sein Suchen in folgende Worte gefasst:

„Was soll ich tun? Wenn ich so seh, ich kann den Wind nicht ändern – nur die Segel drehen. Tausend Fragen schlagen Rad. Ich will kein neues Leben, nur einen neuen Tag. Was tut gut? Was tut weh? Ein Gefühl braucht keine Armee. Vor, zurück, zur Seite: Herzlich willkommen! Neuanfang – es ist nicht zu spät!“

Zu spät ist es nicht. Vor allem nicht am Beginn des neuen Jahres 2024. So viele Möglichkeiten und Chancen stehen mir offen. Manche sind von der Fülle dessen überfordert, was sich ihnen bietet. Es fällt ihnen schwer, sich zu entscheiden. Weil sie keine Fehler machen wollen. Den in sie gesetzten Erwartungen möchten sie so gut als möglich entsprechen und ihr Gegenüber nicht enttäuschen. Wer nämlich das Eine wählt, muss in den meisten Fällen Anderes lassen und dieses aufgeben. Konkret bedeutet das: Wer rechts geht, kann sich nicht links orientieren. Wer auf seinem Weg Schritt für Schritt voranschreitet, bleibt nicht stehen. Wer umkehrt, setzt die einmal begonnene Strecke anders fort als sie oder er sie einmal begonnen hatte. Und jetzt?

Die Frage nach dem richtigen Tun ist so alt wie die Menschheit. Immer wieder muss ich mich für oder gegen etwas entscheiden. Niemand fragt, ob ich das will oder nicht. Oft erlebe ich es selbst: Wenn ich die Wahl habe, habe ich tatsächlich manchmal die Qual. Nicht immer gibt es ein Hintertürchen, wenn ich merke, dass nicht alles so läuft, wie ich es mir vorgestellt, erwünscht und erträumt habe. Nicht alles hat einen doppelten Boden und ist so sicher und eindeutig, wie es mir anfangs erschien.  Auch zu Beginn eines neuen Kalenderjahres ist das so. Vieles wandelt und verändert sich. Ist es bei mir nicht genauso? Tag für Tag werde ich älter. Werde ich auch erfahrener oder gar weiser? Fakt ist: In den ersten Tagen eines neuen Jahres bin ich anders als am Ende desselben. Das ist so. Diese Tatsache ändert sich nicht.

 

„Was soll ich tun? Wenn ich so seh, ich kann den Wind nicht ändern – nur die Segel drehen. Tausend Fragen schlagen Rad. Ich will kein neues Leben, nur einen neuen Tag. Was tut gut? Was tut weh? Ein Gefühl braucht keine Armee. Vor, zurück, zur Seite: Herzlich willkommen! Neuanfang – es ist nicht zu spät!“

Zu stellen habe ich mich immer wieder diesem Phänomen: Dem, was mir nicht gefällt, nicht guttut oder sogar weh tut, werde ich nicht immer und überall ausweichen können. Das gehört wie bei anderen auch zu mir und zu meinem Leben. So, wie das “Amen“ im Schulgottesdienst. Herausforderungen kann ich angehen und zu meistern versuchen. Allein oder mit der Hilfe anderer. Mehr noch: Sogar aus dem, was ich nicht hinbekomme, kann ich noch etwas machen. Zwar reicht es nicht immer zum ersten Platz und zu einem Sieg über so manche Widrigkeiten. Doch auch, wenn ich mit dem einen oder anderen scheitere, geht meine Welt dadurch nicht unter. Im Elisabeth-Gymnasium wandelt sich ebenfalls das eine oder andere. Nicht nur des-halb, weil sich Schülerschaft und Lehrerkollegium immer noch und immer wieder aus den verschiedensten Gründen verändern. Manche kommen, andere gehen. Nicht alle bleiben. Mit Änderungen und Veränderungen brauche ich nicht nur beim Wetter, bei meiner Stimmung und der Befindlichkeit meines Gegenübers zu rechnen. Ist das schlimm?

Manches hat sich bewährt. Ich brauche das Rad nicht immer wieder neu zu erfinden. Das haben andere für mich getan. Auch muss ich nicht die Welt erlösen. Jesus Christus hat das vor mir geschafft. Doch wenn manches sich verfestigt, sich verhärtet, wenn es unwandelbar und unabänderlich wird, ist das nicht immer positiv. Geschweige denn, zielführend. Menschen und vieles andere mehr haben die Chance, sich zu verändern und sich zu entwickeln. Nicht nur in einer Schule wie dem Elisabeth-Gymnasium im Jahr 2024.

Dazu darf ich bereit und fähig sein, meinen Blickwinkel zu erweitern. Ich kann meine Perspektive verändern, wenn ich neue, unbekannte Wege zu gehen wage in diesem noch recht jungen Jahr. Damit erreiche ich Orte und Ziele, die ich bislang noch nicht kannte. Für einen Neuanfang bei mir und bei anderen ist es nie zu spät. Sogar, wenn das neue Jahr schon Tage, Wochen oder Monate alt ist.

„Was bleibt, ist die Veränderung!“ In ähnlicher Form haben bei unterschiedlichen Gelegenheiten manche Menschen es so beim Namen genannt. Unveränderlich ist hingegen die Zusage Jesu Christi, die in der Bibel im Matthäusevangelium bei Mt. 28, 20 so zu finden ist: „Ich bin bei euch alle Tage!“ Allein sind wir also nicht im neuen Jahr 2024, was immer es mit sich bringen mag. Bei all dem, was bleibt und bei dem, was sich noch ändert und verändert. Oder, wie es Clueso in seinem genannten Musikstück ausgedrückt hat:

„Herzlich willkommen! Neuanfang – es ist nicht zu spät!“

 

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger