Foto: Ines Zierz
Begleitet wurden wir von den Lehrerinnen Frau Lödige und Frau Zierz sowie von Shania Timpe als fachlicher Begleiterin vom Verein "Arbeit und Leben" und dem Praktikanten Linus Läster, unserem ehemaligen Schülersprecher. Untergebracht waren wir in dem schön eingerichteten Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim (Auschwitz).
Am ersten Tag besuchten wir das Stammlager Auschwitz 1. Die Gedenkstätte wurde uns durch einen Guide in einer mehrstündigen, bewegenden Führung vorgestellt. Es überwältigten uns dabei viele Emotionen. Der Aufenthalt an einem Ort, wo sich früher so viel Schreckliches zugetragen hat, fühlte sich sehr surreal für uns an. Durch die Führung erfuhren wir nur schwer erträgliche Details der Verbrechen an den Inhaftierten des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Besichtigung des Lagers führte uns das Ausmaß der Grausamkeit der Nationalsozialisten vor Augen und half uns, eine bessere Vorstellung über die unglaublich große Anzahl der dort inhaftierten Menschen zu erlangen.
So wurden in der Ausstellung beispielsweise riesige Haufen von Haaren und Schuhen der Opfer gezeigt, die, obwohl sie nur von einem verhältnismäßig kleinen Teil der deportierten Menschen stammten, uns gigantisch erschienen. Sogar Einblick in die traumatischen Eindrücke von deportierten Kindern wurde uns gewährt, als wir Wandzeichnungen von ihnen betrachteten, welche die mörderischen Geschehnisse und die Ängste der Kinder darstellten. Dies, wie der gesamte Besuch der Gedenkstätte, berührte uns sehr. Unsere Stimmung war insgesamt bedrückt, besonders als wir durch die ehemalige Gaskammer des Stammlagers liefen.
Noch am selben Tag wurden wir durch das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau geführt, wo wir die Überreste von fünf Krematorien sehen konnten. Wir besichtigten auch Baracken, in welchen die Menschen auf engstem Raum unter unmenschlichen Bedingungen existieren mussten. Es erschien uns unvorstellbar, wie Menschen anderen Menschen solch unfassbares Leid zufügen konnten.
Am Mittwoch setzten wir uns innerhalb eines Workshops ,,Archivarbeit“ näher mit einzelnen Schicksalen von Betroffenen auseinander. Dadurch konnten wir an diesen Anteil nehmen, ihrer gedenken und die historischen Zusammenhänge nochmals besser visualisieren. Zudem betrachteten wir Dokumente der Lagerverwaltung, wobei uns die groteske Sorgfalt der Buchführung über die Inhaftierten erstaunte. In einer weiteren Ausstellung lernten wir etwas über die ,,Kunst von Auschwitz“, Kunst, die im Lager und über das Lager entstanden ist. Anschließend besichtigten wir selbständig die Ausstellungen, die verschiedene Länder zu der Schreckenszeit und den Opfern ihrer Nation im ehemaligen Stammlager Auschwitz gestaltet haben.
Am Donnerstag schauten wir uns die Stadt Oświęcim mit Hilfe von Action Bound an. Wir besuchten eine Synagoge und eine dort befindliche Ausstellung über die regionale Geschichte der Juden. Des Weiteren besichtigten wir einen jüdischen Friedhof und ein Kloster. Ein Priester stellte uns mit interessanten Erklärungen eine Ausstellung in dem Kloster vor, welche Zeichnungen und Gemälde eines Überlebenden von Auschwitz enthielt. Es fühlte sich so an, als könnte er über die Bilder uns teilhaben lassen an seinen leidvollen Erlebnissen. Die Grausamkeit und der unbegreifliche Sadismus im Konzentrationslager, welche die Bilder in ergreifender Weise zeigten, erschreckten uns.
Danach hielten wir eine von uns Schülerinnen und Schülern gestaltete Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus ab. Wir hielten Fürbitte für die Toten, teilten unsere Eindrücke und Gefühle mit den anderen und machten es uns zum Ziel, uns an die Opfer zu erinnern. Wir legten währenddessen ein Rosengesteck für sie nieder und entsprechend eines jüdischen Brauches ebenso Steine vor diesem ab, die Ewigkeit symbolisierend.
All unsere Eindrücke und Gefühle konnten wir ferner in täglichen abendlichen Besprechungen verarbeiten und für uns ordnen.
Für zwischenzeitliche Entspannung gab es in dem Zentrum die Möglichkeit, Tischtennis, Tischkicker oder auch in dem Außenbereich Volleyball zu spielen, was wir gerne nutzten. Über die gesamte Zeit wurden wir von dem Zentrum großzügig mit Essen versorgt.
Am Freitag - nach einer kurzen morgendlichen Gruppenarbeit über die fünf Formen des heutigen Antisemitismus - hieß es, Polen etwas besser kennenlernen. Wir fuhren mit dem Bus nach Krakau, wo wir eine dreistündige Stadtführung unternahmen und das jüdische Viertel und eine weitere Synagoge besuchten. Überdies hatten wir Zeit, die Stadt selbst zu erkunden und essen und shoppen zu gehen. Dies stellte einen schönen Abschluss für unsere Fahrt dar, bei welcher wir zahlreiche neue Erfahrungen sammeln und etwas für unser Leben mitnehmen durften.
Wir danken der Landeszentrale für politische Bildung für die Förderung der Fahrt und dem Verein „Arbeit und Leben“ für die Organisation und die fachliche Begleitung.
Henriette Decker, 11. Jahrgang