Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
Doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Zwei Sätze, die der Apostel Paulus in der Bibel in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth im 13. Kapitel in 1 Kor. 13, 13 geschrieben hat, kennen viele Menschen. Auch jene, die sich nicht als „bibelfest“ bezeichnen würden, wissen davon. Manchmal fühlen sich sogar die angesprochen, die konfessionell nicht gebunden sind. Oder die, die mit Kirche nichts oder nichts mehr am Hut haben. Liebe geht immer. Aus gutem Grund. Glaube und Hoffnung auch.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
Doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Wenn ich nicht mehr glauben kann – nicht unbedingt an Gott oder ein höheres Wesen, sondern an das Gute in Menschen, denen ich begegne, wird mein Leben nicht leichter. Denen, die sich mir gegenüber fehlerhaft benommen haben, unbarmherzig oder gar „von oben herab“ zu begegnen, weil ich selbst ja so viel besser bin als sie, entspricht nicht einem guten Miteinander. Überall dort, wo ich bin, nicht nur in einer Schule. Grenzen – auch bei meinem Gegenüber – sind genauso zu respektieren wie das, was sie oder ihn von mir unterscheidet. Darf ich nicht mehr an das Gute im anderen glauben und darauf hoffen? Obwohl mich jemand schon enttäuscht hat und auch in Zukunft enttäuschen wird?
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
Doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Angeblich stirbt die Hoffnung zuletzt. Aber irgendwann ist auch sie nicht mehr das, was mich wirklich tragen kann. Bis dahin ist es oft noch weit. Es bleibt mir ausreichend Zeit zu hoffen. Nicht nur, dass das Wetter besser oder schöner wird. Sondern auch darauf, dass Menschen verstehen lernen, wie sie miteinander umgehen könnten: Nicht der hat stets die besten Karten, der am lautesten schreit. Nicht jene gewinnt, die sich am besten auf Kosten anderer in Szene setzen kann. Wir alle sind dazu fähig, uns weiterzuentwickeln. Auch zum Guten. Darauf hoffe ich. Immer noch und immer wieder. Wenn Menschen sich tatsächlich verstehen und nicht nur mutmaßen müssen, was andere mit ihren Worten gemeint haben könnten, ist das großartig. Am Pfingsttag, fünfzig Tage nach dem Osterfest, geschieht schier Unglaubliches durch das Wirken Gottes. Über Sprachbarrieren und andere Grenzen hinweg sprechen Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander. Dabei verstehen sie sich. Nachzulesen in der Bibel in der Apostelgeschichte, Apg. 2, 1- 13. Wenn ich einen Wunsch habe, wäre es dieser: Alle Sprachen sprechen und verstehen zu können.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
Doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Wenn Menschen einander aus vielerlei Gründen nicht mehr verstehen, ist ein Miteinander unmöglich. Ohne echte, unverdiente Liebe wäre Leben ebenfalls nicht auszuhalten. Wenn ich nichts für andere empfinden und manche nicht aus ganzem Herzen lieben könnte, würde mir Entscheidendes fehlen. Genauso schlimm wäre es, falls ich selbst keine Liebe erfahren würde. Wenn Menschen sich nicht mehr an mir freuen könnten. „Schön, dass es dich gibt!“ „Ohne dich würde mir etwas Wichtiges fehlen!“ „Ich hab‘ dich lieb!“ Worte wie diese können die Welt verändern und verändern sie auch nach wie vor. Dass Menschen einander wirklich verstehen können, ist gleichfalls immer noch und immer wieder möglich und machbar.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger