Gerade scheint sie wieder durch mein Fenster herein: Die Sonne. Darüber freue ich mich. Der katholische Ordenspriester der Montfort-Patres Phil Bosmans hat es für mich auf den Punkt gebracht: Der „Platz zum Parken in der Sonne“ ist auch für mich möglich und machbar. Wenn ich mir dafür Zeit nehme. Sogar im Trubel des Schulalltags. Nicht nur am Elisabeth-Gymnasium.
Wie soll das gehen? Bei Sätzen, die wie folgt beginnen, kann es mir schon mal anders werden: „Ich sollte …“, „Ich muss jetzt aber …“, „Fertig werden soll …“, „Nicht das ‚Wie‘, sondern das ‚Wann‘ und das „Dass‘ zählen …“, „Erwartet wird von mir heute, dass ich …“.
Immer mehr und immer umfassender in immer weniger Zeit soll „erledigt“ werden. Von denen, die lernen. Auch von jenen, die sie lehren oder dabei begleiten. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich an meine Grenzen komme? Zeit ist keine Schnellstraße zwischen Wiege und Grab. Sondern wie ein bunter Strauß aus einer Fülle von Chancen und Möglichkeiten. Daraus kann ich etwas machen. Das gelingt, wenn ich Ideen habe und sie umsetzen kann. Wenn ich aus einem großen Repertoire vieler Möglichkeiten schöpfe. Wenn ich immer neu nach Mitteln und Wegen suche: Um Menschen für das zu interessieren, was sie noch nicht kennen. Für jenes, was sie lernen möchten, um ihr Wissen und ihre Kenntnisse zu erweitern.
Manchmal fühle ich mich leer. Überfordert. An der Grenze des Machbaren. Und dann? Dass jeder Brunnen eine Quelle oder einen Zufluss braucht, wenn er weiterhin Wasser geben soll, ist nicht neu. Dann und wann vergesse ich das. Wenn meine Arbeit und die Notwendigkeit, etwas schaffen zu müssen, alles andere in den Hintergrund stellen.
Niemand kann immer nur geben, ohne zu empfangen. Wo ist, wo bleibt meine persönliche Zeit, um glücklich zu sein? Auch in der Schule ist das möglich und machbar. Sogar im Unterricht. Wo ist er, mein „Platz zum Parken in der Sonne?“ Immer noch und immer wieder darf ich danach suchen. Auch und gerade dann, wenn es hoch her geht. Wenn ich mich frage, wie ich das alles schaffen kann, was gemacht werden muss. „Sucht und ihr werdet finden,“ heißt es im Matthäusevangelium bei Mt. 7, 7. Ich könnte es wieder tun: Suchen. Und finden.
1981 war es, als der evangelische Pastor Peter Strauch folgende Zeilen schriebe und vertonte:
Ref.: Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
1. Sorgen quälen und werden mir zu groß. Mutlos frag ich: Was wird morgen sein?
Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los. Vater, du wirst bei mir sein.
2. Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb nehmen mich gefangen, jagen mich.
Herr, ich rufe: Komm und mach mich frei! Führe du mich, Schritt für Schritt.
3. Es gibt Tage, die scheinen ohne Sinn. Hilflos seh ich, wie die Zeit verrinnt.
Stunden, Tage, Jahre gehen hin, und ich frag, wo sie geblieben sind.
Darf ich mich nicht auch im schulischen Kontext immer wieder fragen nach meiner Zeit, um glücklich zu sein? Nach meinem „Platz zum Parken an der Sonne“? Wenn ich ihn gefunden habe, freue ich mich darüber. Möglicherweise haben andere ebenfalls mehr Freude mit mir, wenn ich entspannter bin und nicht vom einen zum anderen hetze.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger