28. Februar 2023

Läuft

„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „“ Als ich auf einem Gang im Elisabeth-Gymnasium unterwegs war, hörte ich im Vorbeigehen diesen Kurzdialog zwischen zwei Schülern. Bei einem scheint es ja zu laufen. Hat sich für mich wenigstens so angehört . Aber stimmt das auch?

Titelbild für Beitrag: Läuft

„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“
Manche Dialoge sind kurz, knapp und treffend. Wenn was läuft, klappt es gut. Das baut mich auf. Es zeigt mir, dass sich mein Einsatz für eine Sache gelohnt hat. Aber nicht immer. Manchmal geht nichts oder nichts mehr. Wenn ich mich verkalkuliert oder zu wenig vorbereitet habe. Gerade in der Schule kommt das immer wieder vor. Nicht nur bei Lernenden. Echt? Ja.


„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“
Ich kann nicht alles. Ich weiß nicht alles. Nicht immer schaffe ich das, was ich erreichen will, hinbekommen soll oder kann. Das, worauf ich hinarbeiten muss, um Erfolge zu haben, bleibt manchmal mangels ausreichender Vorbereitung auf der Strecke. Dann läuft es nicht. Weil ich mir selbst im Weg stehe. Wenn ich mich nicht mag. Weil ich so bin, wie ich bin: Ein Mensch mit Ecken und Kanten. Nicht perfekt. Deswegen läuft es nicht. Und jetzt?


„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“ 
Aufgeben oder weitermachen, wenn es nicht läuft? Mancher versucht, mit minimalstem Aufwand das Maximum zu erreichen. Altes Schülerprinzip. Soll bei Lehrenden möglicherweise ebenfalls vorkommen. Dass Übung den Meister macht, ist nicht neu. Dass Übung und Lernen Zeit, Kraft und Nerven kosten, wissen jene, die es angeht. Vor dem Ergebnis stehen Anstrengung und Bemühen. Das war schon immer so: In den wenigsten Fällen fällt mir etwas zu, ohne dass ich mich dafür anstrengen musste. Wenn dem doch so ist, freut mich das. Echt? Ja.


„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“
Auch bei Jesus lief es nicht immer so, wie er es sich gewünscht hatte. Wegen der Hartherzigkeit derer, denen er begegnete. „Was er sagt, das ist unerträglich“, meinten manche seiner Jünger (vgl. Joh. 6, 60). Weil Christus nicht um den heißen Brei herumredete. Sondern deutlich beim Namen nannte, was ihn störte. Ohne Wenn und Aber ansprach und ankreidete, was ihm nicht passte. Dabei trat Jesus seinen Zeitgenossen im übertragenen Sinn nicht nur einmal auf die Zehen. Er war unbequem und vielleicht sogar unausstehlich für sie. In den Augen mancher ist so einiges schiefgelaufen bei und mit diesem Jesus. Als Gekreuzigter passt er nicht in das Konzept von einem, der gekommen ist, „zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (vgl. Lk. 10, 19). Doch ist bei ihm manches besser gelaufen als bei allen anderen vor ihm: Wenn er Menschen neue Lebenshoffnung gab, sie von ihren Krankheiten und Gebrechen heilte und sogar Tote wieder zum Leben erweckte. Wirklich begriffen haben das viele nicht. Damals wie heute. Echt? Ja.


„Läuft’s? „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“
Der Apostel Paulus schrieb an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 1, 23-15): „Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“ Echt? Ja.


„Läuft’s?“ „Geht so …“ „Echt?“ „Ja.“
Ich bin dankbar und glücklich, wenn ich etwas erreicht und etwas geschafft habe. Jesus ist in den Augen derer gescheitert, die nach seinem Tod am Kreuz enttäuscht waren. Darüber, dass bei ihm nicht alles so gelaufen ist, wie sie es sich gedacht oder sie es sich erträumt hatten. Manchmal läuft es für einen aber auch besser, als andere vermutet haben. In der Schule und außerhalb. Echt? Ja.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger