Seit alters her sorgen Menschen für weniger gute Zeiten vor. Sie sammeln und legen Vorräte an. In unseren Tagen treibt das zum Teil skurrile Blüten. Nicht nur coronabedingt und nicht erst im Frühjahr 2022: Toilettenpapier wird wieder gehamstert, Sonnenblumenöl ist ausverkauft, Nudeln werden knapper, Milchreis auch. Und jetzt? Jetzt brauche ich was Gutes, das mir Mut macht! Wenn ich bei einer einzigen Gelegenheit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Mich wohlfühlen und sparen - was will ich mehr?
Zugegeben, diese Aufschrift des Wohlfühl- & Sparpakets ist eher banal und nichts Besonderes: Sie steht auf der Verpackung von Dämmmaterial auf einer Baustelle, an der ich immer wieder vorbeilaufe. Bemerkt habe ich sie trotzdem - und fotografiert, weil es auch für mich nicht so nebensächlich ist, wie es scheint: Ich möchte, dass es mir gut geht. Dass ich mich wohlfühle und dass meine Finanzen auch morgen noch stimmen. In einer Zeit, in der immer mehr nach einer lebenswerten Zukunft fragen. In Momenten, in denen nicht nur die Preise für Energie in vielfacher Form nur eine Richtung zu kennen scheinen: Nach oben. Meine Stimmung und meine generelle Befindlichkeit ist nicht jeden Tag top. Im Gegenteil. Dazu trägt nicht nur der unsägliche Krieg und das damit verbundene Grauen in der Ukraine bei.
Was mache ich, dass es mir gut geht und ich mich wohlfühle? Immer nur Essen oder Trinken geht nicht. Es macht krank oder dick, schadet manchmal mehr als es nützt und ist nicht immer so gesund, wie ich es gerne hätte. Tag für Tag nur kaufen und konsumieren ist auf Dauer nicht gut für meinen Geldbeutel und füllt nicht immer meine Leere, die ich manchmal merke. Mit anderen reden und mit ihnen Zeit verbringen können, ist schön. Aber nicht zu viel und nicht zu tiefgehend. Denn ich brauche meinem Gegenüber ja nicht immer zu sagen, wie es mir wirklich geht. Sie oder er hat wohl genügend eigene Sorgen und Probleme. Außerdem: Was denken die anderen, wenn ich zugebe, dass ich manches allein nicht hinbekomme? Manchmal will ich nur meine Ruhe haben und allein für mich sein.
Sparen ist möglicherweise auch nicht so verkehrt. Ich muss ja wirklich nicht alles haben, von dem ich meine, darauf nicht mehr verzichten zu können. Aber: Man gönnt sich ja sonst nichts. Gerade heutzutage! Wer weiß denn, was noch so alles kommt?! Gutes hat eben seinen Preis - in jeder Hinsicht.
Beten könnte ich vielleicht mal wieder. So uncool ist das nicht. Vielleicht ist es gerade ein wenig aus der Mode gekommen bei all den Skandalen in der Kirche und außerhalb. Hat es denn überhaupt noch Sinn? Gott hat keine festen Sprechzeiten, er hört mir immer zu. Hier wäre etwas, das zu meinem Wohlbefinden beitragen könnte - „Wellness für die Seele“ sozusagen. Dann und wann ganz hilfreich. Weil ich selbst bestimme, was ich wann wie sage.
Mein „Wohlfühl- & Sparpaket“ - Rettung in der Not? Sicherlich kann ich Vieles zu meinem eigenen Wohlbefinden beitragen - und dem anderer. Aber nicht immer und umfassend und zu jeder Zeit. Sparen kann ich mir das eine oder andere. Es kostet oft gar nicht so viel. Vielleicht nur etwas Überwindung: Nicht nur auf überflüssige Ausgaben könnte ich verzichten. Auch auf unberechtigte Kritik, auf schlechtes Reden über andere, wenn sie nicht dabei sind. Oder darauf, mit unpassenden Worten am falschen Ort manches noch schlimmer zu machen als es in Wirklichkeit ist. Oder dadurch, dass ich still bin, weil ich mir alle Hintertürchen offenhalten will.
Mein ganz persönliches Wohlfühl- & Sparpaket braucht keine Packung Dämmmaterial zu sein. Ich kann meine Zeit mit denen teilen, die sich darüber freuen. Wirklich zuhören könnte ich denen, die mit mir reden. Nicht im Gedanken schon wieder ganz woanders sein. Ich kann mit denen sprechen, die auf ein gutes Wort von mir warten. Ich darf das mit anderen teilen, was mir Freude macht und Freude bereitet. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. So viele Möglichkeiten gibt es. Anfangen darf ich selbst damit. Mein Wohlfühl-& Sparpaket ist mir manchmal näher als ich meine.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger