20. März 2022

Impuls - Bruder Clemens

Fast habe ich es übersehen - jenes Schild im Schaufenster einer Versicherung. Doch ich bin davor stehen geblieben und habe es fotografiert ...

 

Weil auch ich mein Leben genießen möchte,
weil ich mich freuen will über so vieles, 
was mein Leben lebenswert und schön macht.

Genuss ist das eine - die Wirklichkeit eine andere.

Krieg in der Ukraine - 
seit dem 24. Februar ist den Menschen dort 
der Genuss ihres Lebens nicht mehr so möglich wie zuvor.

Sie haben furchtbare Angst, müssen um ihr Leben und das ihrer Lieben fürchten.
Sie sind gezwungen, ihr Hab und Gut oder gar ihre Heimat zu verlassen, 
weil Überleben unter diesen Umständen für sie dort unmöglich geworden ist.

Ich will mein Leben genießen - sogar in der Fastenzeit. 
Darf ich das jetzt noch? 

Krieg ist grauenhaft und sprengt all meine Vorstellungskraft. 
Wenn Menschen einander nach dem Leben trachten, 
wenn es Gewinner und Verlierer, Sieger und Besiegte gibt,
bleibt nicht nur der Genuss auf der Strecke.

Ich kann wegschauen, ich kann behaupten, dass ich dafür nichts kann.

Es ist möglich, dass ich meine Augen verschließe vor dem, was ich nicht sehen will
oder nicht ertragen kann.

Es ist vorstellbar, dass ich meine Ohren zumache vor dem, was ich nicht hören will
oder nicht ertragen kann.

Es ist denkbar, dass ich meinen Mund halte und verstumme, weil ich nichts sagen will,
mich raushalten und mir alle Möglichkeiten offenhalten möchte.

Ich habe Fähigkeiten und Möglichkeiten, andere froh zu machen. 
Wie unsere Schulpatronin, die Heilige Elisabeth.

Wenn ich meine Augen, meine Ohren, meinen Mund und mein Herz öffne für die,
die meine Unterstützung brauchen, wie auch immer sie aussieht.
Ob in der Ferne oder ganz in meiner Nähe.
Nicht irgendwann. 
Jetzt.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger